Forderungen erfüllt: SPD begrüßt Planungen für Hochhaus in der Innenstadt

Der SPD Ortsverein Essen Mitte begrüßt grundsätzlich neue Wohnbebauungen im Innenstadtbereich. Daher freuen wir uns, in der lokalen Nachrichtenerstattung von Planungen der Firma Arsatec zu hören, ein 36-stöckiges Wohngebäude in der Innenstadt errichten zu wollen. Mit dem Arsatec-Hochhaus sollten wir heute einen Grundstein für die Innnenstadt des nächsten Jahrzehnts legen.

Stellungnahme SPD OV Mitte zum geplanten Arsatec-Hochhaus in der Innenstadt

Der SPD Ortsverein Essen Mitte begrüßt grundsätzlich neue Wohnbebauungen im Innenstadtbereich. Daher freuen wir uns, in der lokalen Nachrichtenerstattung von Planungen der Firma Arsatec zu hören, ein 36-stöckiges Hochhaus-Wohngebäude in der Innenstadt errichten zu wollen. Eine Realisierung des Bauvorhabens an der Frohnhauser Straße oder am alten Güterbahnhof halten wir in beiden Fällen für möglich.

Wir haben schon vor 5 Jahren in unserem Innenstadtkonzept ein Programm zur Wohnraumförderung für den Stadtkern und die angrenzenden Quartiere gefordert. Wir begrüßen auch den planerischen Ansatz flächensparend hier zu bauen.

SPD fordert klares Konzept statt Flickwerk

Aus unserer Sicht sind dazu aber zentrale Kriterien einzuhalten, damit ein Wohnprojekt dieser Größenordnung organischer Teil seines Umfeldes werden kann:

  1. Mindestens 30 % der Wohneinheiten in Zahl und Fläche müssen öffentlich geförderter Wohnraum sein. Noch immer verliert Essen jährlich deutlich mehr Wohneinheiten aus der öffentlichen Wohnraumförderung als neue hinzukommen. Dadurch ist Essens Wohnraum mittlerweile zu teuer für weite Teile der Bevölkerung geworden. Insbesondere im Innenstadtbereich ist Wohnraum knapp, Gentrifizierungsprozesse werden wir daher nicht zulassen.
  2. Das Bauvorhaben muss Teil eines städteplanerischen Konzept für Sozial- und Kulturleben in Quartier und Stadtteil sein. Essens Innenstadt braucht mehr Angebote für Kinderbetreuung, gut ausgestattete Schulen sowie auch nach der Pandemie ein kulturelles Leben. All dies kann in oder nahe dem Arsatec-Bau realisiert werden, sofern die Schwarz-Grüne Koalition im Rat stadtplanerisch ihr Handwerk versteht.
  3. Ökologische Aspekte müssen in der Stadtplanung berücksichtigt werden. Hochhäuser bieten für das Mikroklima durch Fassaden- und Dachbegrünung gute Möglichkeiten moderner Gestaltung. Allerdings braucht es ein gutes bauliches Konzept, um Luftschneisen freizuhalten und den anfallenden Abfall eines 36-stöckigen Wohnhauses fachgerecht zu entsorgen. Dazu kommen planerische Unsicherheiten beim Untergrund, der im Ruhrgebiet oft Altlasten und unbekannte Schächte birgt.
  4. Das Hochhaus muss moderne Verkehrsteilnahme nicht nur integrieren sondern fördern. Dazu gehören Anbindungen an den Radschnellweg RS1 sowie an neue ÖPNV-Linien, die im Rahmen von Essen 51 eingerichtet werden. Außerdem sollte der Turm Anwohnern die Unterbringung und das Aufladen von E-Bikes und E-Autos ermöglichen.
  5. Abschließend muss ein so markantes Hightech-Gebäude auch zum digitalen Infrastrukturausbau genutzt werden. Dach- und Fassadenbereiche sollten unbedingt für die Propagation von Datenfunkströmen genutzt werden („5G-Antennen“) und das Hochhaus sollte als Chance betrachtet werden schnelle Internetleitungen in das Quartier und den Stadtteil zu bringen. Eine Anbindung an die Datenleitungen, die im Rahmen von Essen 51 neu errichtet werden sollte eine Selbstverständlichkeit sein.

Nur ein ganzheitliches Konzept für einen so massiven Bau bringt aus unserer Sicht Essen langfristig weiter. Die üblichen Flickschustereien städtebaulicher Projekte, die sich gentrifizierende Inseln nackten Betons ohne Anbindung ans Viertel schaffen, müssen der Vergangenheit angehören.

Besonders das Mikroklima gehört in den Blickpunkt

Bei so hohen Solitär-Gebäuden kann es natürlich bei den umliegenden Gebäuden zu Verschattungen kommen. Aus unserer Sicht ist das jedoch kein ausschließlich negativer Aspekt. Im Gegenteil, in Zeiten des Klimawandels mit dem Trend zur Überhitzung der Städte könnte dies sogar hilfreich sein. Auch hier geht es aber langfristig nicht ohne neue Konzepte, die von der Privatwirtschaft nicht zu erwarten sind sondern aus der Politik kommen müssen.

Südeuropa über die Schulter schauen

Wir würden eine dichte, hohe Gesamtbebauung mit engeren Straßen bevorzugen. Speziell in Südeuropa kann man beobachten wie seit Jahrhunderten mit hohen Temperaturen umgegangen wird. Enge Gassen und Straßen auf die nur zu einem kurzen Zeitraum Sonne fällt heizen sich deutlich weniger auf als breite Verkehrsflächen. Letztere sind mit Asphalt vollversiegelt und als große, dunkle Flächen der Sonneneinstrahlung voll ausgesetzt. Hitze wird so entweder in die Umgebung reflektiert oder noch Stunden nach Sonnenuntergang abgegeben: Abkühlung ist also selbst nachts kaum möglich.

Engere Wege mit hoher Bebauung verdichten einerseits Wohnraum auf bereits versiegelten Flächen, statt neue Flächen zu verbrauchen. Andererseits können Dächer auch Teil von Lösungen zum Auffangen von Hitze sein, z. B. mittels Solarthermie und Dachbegrünungen. Verkehrstechnisch sind engere Straßen auch gute Lösungen für Fahrräder und das Meterspurnetz der Ruhrbahn, sofern beide baulich sicher von Fußgängern getrennt werden. Ein weiterer Vorteil einer solchen Bebauung ist natürlich auch das große Teile der Wärmemaßnahmen über die Bauform und nicht über technische Maßnahmen verwirklicht werden können, was sich bei den Baukosten positiv bemerkbar machen dürfte.

Zukunft heute planen

Natürlich sind solche Planungen nicht von heute auf morgen umzusetzen. Aber bei neuen Bebauungsplänen sollten solche Ideenberücksichtigt werden, denn unser Verkehrsleben, unsere Arbeitswelt und unsere Wohnansprüche werden sich weiter massiv verändern. Sicher ist auch: In der Zukunft werden wir uns mehr Gedanken darüber machen müssen, wie wir Wärme aus den Gebäuden heraus halten können, anstatt sie in den Gebäuden halten können. Mit dem Arsatec-Hochhaus sollten wir heute einen Grundstein für die Innnenstadt des nächsten Jahrzehnts legen.