„Nun nimmt man Jugendlichen und Erwachsenen aus diesen sozialen Schichten auch noch die Möglichkeit im öffentlichen Raum Grillplätze zu finden.“ Jens Gröne, Urs Wohlthat und die Genoss*innen des OV-Mitte kritisieren das langsame Arbeiten der Stadtverwaltung.
Stadtverwaltung kommt Pflicht nicht nach
„Wer besser gestellt ist, hat meist privaten Grund zum Grillen, wenigstens auf dem heimischen Balkon. Nach einem Jahr im abwechselnden Lockdown ist das für Viele besonders bitter im kommenden Sommer vielleicht nicht mehr im Freien grillen zu können“, kreidet Urs Wohlthat, Fraktionssprecher in der Bezirksvertretung I, der Stadtverwaltung an und schnaubt weiter: „Wo sollen Studierende, Schüler*innen oder Familien denn künftig draußen grillen, wenn die Stadt Ihrer Pflicht nicht nachkommt Plätze auszuweisen?“
Das fragt man sich nicht nur in der Innenstadt, sondern auch Ratsfrau Julia Kahle-Hausmann aus Frillendorf hält das Thema für wichtig. „Die SPD ist für alle da, die Verwaltung muss hier in die Pötte kommen.“ Da sind sich die drei Genoss*innen einig.
Oberbürgermeister Kufen spaltet Essen weiter
Aus Sicht des SPD-OV Essen-Mitte passt diese Hinhaltetaktik zur derzeitigen Koalition unter Oberbürgermeister Kufen in der Stadt Essen. „Es formt sich ein düsteres Bild für unsere Stadt“, meint Urs Wohlthat. „Systematisch werden Essener*innen, die nicht wohlsituiert sind ausgegrenzt: Wer kein Eigenheim mit Garten hat sondern in einer Mietswohnung wohnt, wer nicht viel verdient und vielleicht nicht alle Tricks und Kniffe kennt, hat in Kufens Essen eine immer schlechtere Stellung. Kita-, Schult- und Grillplätze fehlen nicht zufällig derselben Bevölkerungsgruppe. Damit spaltet Kufen Essen weiter.“
Tatsächlich hat das Grillverbot aus Sicht des OV-Mitte plausible Gründe. „Einige Bürger*innen konnten sich nicht an die geltenden Regeln halten und haben öffentlichen Raum vermüllt, statt nach dem Grillen aufzuräumen“, meint Julia Kahle-Hausmann, Ratsfrau aus Frillendorf. „So etwas gehört geahndet“, mein Urs Wohlthat. „Aber das Verbot trifft jetzt alle, auch die mehrheitlich rechtschaffenden Bürgerinnen und Bürger.“
Alle haften für ein paar Ausreißer
Das Problem ist in der Tat stadtbekannt, aber nicht mit einem Verbot getan. Die Stadtverwaltung war schnell mit dem Verbot, aber langsam in der Einrichtung der in Aussicht gestellten Grillplätze. „Noch kein einziger Platz wurde eingerichtet im Bezirk I“, moniert Urs Wohlthat. „Jetzt, wo es warm ist, wollen die Leute nach Monaten des Lockdowns wieder an die frische Luft. Es braucht jetzt Grillplätze, die sauber, sicher und pandemiegerecht sind,“ so der Bezirksvertreter. „Man kann nicht alle haften lassen wegen ein paar Ausreißern.“
Die SPD in Essen-Mitte ist jedenfalls gespannt, wann die Stadtverwaltung im Wahljahr die Grillplätze einzurichten gedenkt. „Es wurde versprochen, dass zunächst das Verbot nicht durchgesetzt wird, bis die Grillplätze eingerichtet sind“, so Jens Gröne, Ortsvereinsvorsitzender. Die Genoss*innen warten nun darauf, immer ein Auge auf die Pandemie gerichtet.
Kein Grillen zur Fußball-EM?
„Könnte schon sein, dass Grillen in Parks dieses Jahr ein Politicum wird“, meint Urs Wohlthat und ergänzt: „Es wird spannend zu sehen, wie der Oberbürgermeister sich da verhält. Im Sommer ist Fußball-Europameisterschaft, das werden viele draußen feiern wollen. Aber die Pandemie wird dann noch nicht vorbei sein. Es wäre aber ein Fehler Outdoor-Aktivitäten wie Grillen verbieten zu wollen unter dem Deckmantel der Verschmutzung beim Grillen. Alle Bürgerinnen und Bürger haben es verdient transparent behandelt zu werden.“