Neben Kitas und Schulen will das Land NRW auch die Mitarbeitenden der Jugendzentren, des Allgemeinen Sozialen Dienstes, in der Jugendsozialarbeit und andere Beschäftigte der Jugendhilfe mit Corona-Selbsttests versorgen. „Das ist auf den ersten Blick eine gute Sache, aber zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine riesige Lücke“, kritisiert der Essener SPD-Landtagsabgeordnete Frank Müller, denn viele Beschäftigte in der Essener Jugendhilfe werden bei der Verteilung der Tests nicht berücksichtigt.
„Für ganz Essen, eine Stadt mit knapp unter 600.000 Einwohnern, werden gerade einmal 1.648 Beschäftigte bei den Selbsttests für die Beschäftigten der Jugendhilfe berücksichtigt. Dabei hatte es in einer Abfrage in Essen Bedarf für rund 4.900 Beschäftigte gegeben. Diese waren für stationäre und teilstationäre Einrichtungen, den Allgemeinen Sozialen Dienst, ambulante Hilfen zur Erziehung, Beratungsstellen sowie für die Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit gedacht. Das ist gerade mal ein Drittel! Jetzt sollen viele Personen außen vor bleiben. Diese Unterschiede sind unfassbar“, findet Müller.
‚Insbesondere im Bereich der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit gilt, dass nur solche Beschäftigten Tests aus diesem Kontingent zur Verfügung gestellt werden dürfen, die in beträchtlichem Umfang (z.B. täglich) mit jungen Menschen unmittelbar in Kontakt stehen‘, heißt es in einem Brief des Ministeriums. Honorarkräfte, Praktikantinnen und Praktikanten sowie Personen, die ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr bestreiten oder auch ehrenamtliche Kräfte, die zum Beispiel Ferienfreizeiten begleiten sollen demnach nicht berücksichtigt werden. Stattdessen verweist das Familienministerium ehrenamtliche Mitarbeiter auf die freiwilligen Bürgertests und sieht bei Hauptamtlichen die Arbeitgeber in der Verantwortung.
Zudem kritisiert Müller, dass Tests für Kinder und Jugendliche bisher von Landesseite noch überhaupt nicht thematisiert worden seien. „Das kann gerade hinsichtlich des Sommerferienprogramms und geplanter Sommercamps zu einem Problem werden, da ein Großteil der haupt- wie ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch nicht geimpft sein dürften. Hier erwarte ich deutlich mehr Engagement seitens der Landesregierung. Wer bei der Bewältigung der Coronafolgen auf die Kinder- und Jugendarbeit setzt, darf sie nun nicht im Stich lassen.
Insbesondere der Jugendarbeit keine Selbsttests zur Verfügung zu stellen, sei das vollkommen falsche Signal, kritisiert der SPD-Politiker. Kinder und Jugendliche bräuchten ihre sozialen Kontakte um gesund und selbstbestimmt aufwachsen zu können. „In der Pandemie sind junge Menschen sehr solidarisch gewesen und haben auf vieles verzichtet. Jetzt den Rotstift bei der Jugendarbeit anzusetzen zeigt wieder einmal, dass Kinder und Jugendliche keine Priorität bei der Landesregierung haben“, so Müller.